GloriaFuria und die schlimme Marie
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Beschreibung
Eines Abends hat Marie mal wieder einen fürchterlichen Wutausbruch. Zur Strafe wird sie in ihr Zimmer gesperrt. Da beschließt sie, durchs Fenster zu entwischen. Vorher schreibt sie voller Groll einen Brief an 'Frau Wut', hätte sich aber nicht träumen lassen, dass es sie tatsächlich gibt: die Fee GloriaFuria, die plötzlich auftaucht und Marie unter ihren siebenunddreißig Röcken mit auf ihr Schloss nimmt. Dort soll Marie lernen, Wut in Mut zu verwandeln. Eine nicht ungefährliche Aufgabe, denn draußen lauern der schreckliche Blitzfritz und sein Flammenkalb und wollen unbedingt ins Schloss hinein.
Leseproble
1. Kapitel Marie wirft einen Tisch um und schreibt einen Brief an Frau WutWenn Marie wütend wird, kann sie nichts dagegen tun. Es geschieht einfach. Zuerst ist die Wut nur ein glühender Punkt in ihrem Bauch. Dann breitet sie sich aus, steigt den Hals hinauf und bildet einen Kloß in der Kehle, an dem Marie fast erstickt. Ein Schleier legt sich über ihre Augen. Und plötzlich wollen Wörter aus ihr hinaus, die sie sonst nie gebraucht. Sie schimpft und schreit, sie tobt und schluchzt. Wenn die Wut vorbei ist, schämt sie sich über sich selbst und verspricht, sie werde von jetzt an brav sein und sich beherrschen. Aber alle Vorsätze nützen nichts. Es braucht nämlich nicht viel, damit Marie wütend wird. Am wenigsten erträgt sie es, ungerecht behandelt zu werden. Und das geschieht häufig. Zum Beispiel, wenn ihre beiden Freundinnen, Karin und Rebekka, im Sommer abends bis halb zehn draußen spielen dürfen und Marie schon um neun daheim sein muss. Auch in der Schule ist vieles ungerecht. Zum Beispiel, dass die Jungen eine Turnstunde mehr haben als die Mädchen. Oder dass Herr Signer, ihr Lehrer, in Karins Diktaten dauernd Fehler übersieht und nie in denen von Marie. Am wütendsten wird Marie aber wegen Robert. Das ist ihr kleiner Bruder, und er sieht mit seinen Pausbacken ganz unschuldig aus. Dabei ist er eine richtige Nervensäge. Er stört sie überall, wo er kann. Er schleicht ihr dauernd nach und will, dass sie mit ihm spielt. Und kaum wehrt sie sich nur ein bisschen gegen Robert, heult er los wie eine Sirene. Und dann eilt ihm sofort die Mutter zu Hilfe. »Dass du dich nicht schämst!«, schimpft sie mit Marie. »Er ist ja viel schwächer als du!« Die Mutter nimmt Robert in die Arme, tröstet ihn und wischt ihm die Tränen ab. Hinter ihrem Rücken streckt er Marie die Zunge heraus und schneidet dumme Grimassen. Und sowieso streitet er alles ab, was er ihr zu Leide getan hat. Marie kann hundertmal beteuern, sie sage die Wahrheit, ihr glaubt man trotzdem nicht. Ist das nicht schrecklich ungerecht? Einmal ist sie schon auf Roberts Legokasten herumgetrampelt. Ein anderes Mal hat sie seine doofe Mütze zerrissen. Ein bisschen an seinen Haaren gerissen hat sie auch schon. Aber nur, weil er sie vorher gekratzt und angespuckt hat.Heute ist Marie besonders wütend. Die Sommerferien stehen bevor, und sie will unbedingt mit ins Zeltlager am See. Fast alle aus ihrer Klasse fahren hin, auch Karin und Rebekka. Sogar Simon, mit dem sie letzte Woche Zettelchen getauscht hat. Sie werden eine Baumhütte bauen und Schwäne beobachten. Sie werden einen Bach stauen und abends lange ums Lagerfeuer sitzen. Klar, dass Marie dabei sein muss. Das versteht doch jeder. Nur leider die Eltern nicht. Ausgerechnet dieses Jahr haben sie Familienferien auf Elba gebucht, und da gibt es keine Extrawurst für Marie. »Ich habe das Jahr über so wenig Zeit für euch«, sagt der Vater zu ihr. »Gönn mir's doch, dass wir alle vier zusammen sind. Du gehörst auch zur Familie.« Und die Mutter sagt: »Papa hat Recht. Es kann doch nicht so schwer sein, auf dieses Sommerlager zu verzichten.« Sie begreifen gar nichts, die Eltern. Vielleicht wird Marie nach den Ferien aus dem, worüber die anderen reden, gar nicht mehr richtig schlau. Vielleicht hat sie dann so viel versäumt, dass Simon nichts mehr von ihr wissen will. Schon zweimal hatte Marie einen Wutanfall wegen des Sommerlagers. Am Nein der Eltern hat sich nichts geändert. Einen Dickschädel habe Marie, sagen sie. Dabei geht es doch darum, gerecht behandelt zu werden. Und wenn fast alle mitfahren dürfen und Marie nicht, ist das ungerecht, oder etwa nicht?
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Autorenportrait
Lukas Hartmann wurde 1944 in Bern geboren. Nach seiner Ausbildung zum Primar- und Sekundarlehrer studierte er Germanistik und Psychologie. Er arbeitete als Jugendberater, Redakteur bei Radio DRS, Lehrer für Journalismus und Leiter von Schreibwerkstätten. Reisen durch Indien, Südamerika, Afrika. Aufenthalt im Instituto svizzero in Rom. Heute lebt er als freier Schriftsteller in Spiegel bei Bern und schreibt hauptsächlich Romane und Geschichten für Erwachsene und Kinder. Sein Werk wurde bisher in zehn Sprachen übersetzt und vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Schweizer Jugendbuchpreis, dem Preis der Schweizerischen Schillerstiftung und dem Literaturpreis der Stadt Bern.  
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