Der Wert eines Wales
Über die Illusionen des grünen Kapitalismus
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Beschreibung
Analyse des grünen Kapitalismus In ihrer aufschlussreichen Kritik des vorherrschenden Wirtschaftssystems untersucht Adrienne Buller die verhängnisvollen Überzeugungen und Vorurteile, die über die Reaktionen der Regierungen auf den Klima- und Umweltkollaps bestimmen. Sie stellt die vorgeschlagenen Lösungen infrage, indem sie die komplizierten Zusammenhänge zwischen finanzieller Macht, wirtschaftlicher Ungerechtigkeit und ökologischer Krise offenlegt. Dabei deckt sie die Kurzsichtigkeit und die Marktfixierung der politischen Entscheider auf, die gerade eine Zukunft verhindern, in der alles Leben gedeihen kann. Das Buch untersucht, was in der gängigen Klima- und Umweltpolitik falsch läuft, von der CO2-Bepreisung und den Kompensationsmärkten bis hin zu "grünem Wachstum", der Kommodifizierung der Natur und dem wachsenden Einfluss der Finanzindustrie auf die Umweltpolitik. Dabei entlarvt es die selbstzerstörerische Logik der gängigen Antwort auf unsere Herausforderungen, die auf der Schaffung neuer Profitmöglichkeiten beruht. Obwohl gerade die Weigerung, sich mit den Ungerechtigkeiten des heutigen kapitalistischen Systems auseinanderzusetzen, führte zu unseren Problemen. "Aber aus den Katastrophen und Krisen allein erwachsen keine gesellschaftlichen Kräfte, die in der Lage wären, die Probleme wirklich an ihren Wurzeln zu packen und grundlegende Alternativen mehrheitsfähig zu machen", schreibt Markus Wissen in seinem Vorwort zu der deutschen Ausgabe. "Dazu bedarf es emanzipatorischer sozialer Bewegungen und radikalen Denkens. Adrienne Buller leistet mit ihrem Buch dazu einen wichtigen Beitrag: Sie spürt der Logik und den zerstörerischen Konsequenzen einer kapitalistischen Bearbeitung der ökologischen Krise nach, legt die Mechanismen frei, mit denen eine grün-kapitalistische Krisenpolitik koloniale Strukturen reproduziert, analysiert die Interessen, die damit verfolgt werden, und öffnet eben dadurch die Augen dafür, dass alles ganz anders sein könnte." Das Buch "Der Wert eines Wales" ist ehrlich und ausgezeichnet recherchiert, was seine Aussagen, auch die optimistischen, glaubwürdig macht. Es hilft uns eine Zukunft zu denken, die darauf aufgebaut ist, was uns wirklich wichtig ist, anstelle uns an die überholten Vorstellungen über die Wirtschaft zu klammern.
Leseproble
Die klimapolitische Debatte ist von einer bemerkenswerten Eindimensionalität geprägt. Kaum einer ihrer meist männlichen Protagonisten ist bereit oder in der Lage, über Konzepte auch nur nachzudenken, die den von der kapitalistischen Produktionsweise abgesteckten Horizont überschreiten. Der Kapitalismus gilt als gesetzt. Er wird nicht als historisches Phänomen begriffen, das aus einer Vielzahl von Kämpfen hervorging, sich über Kämpfe reproduziert und eben deshalb auch überwunden werden kann. Stattdessen erscheint er als das notwendige Ergebnis der Entfaltung einer der menschlichen Natur innewohnenden Neigung zum nutzenmaximierenden Handeln. Das ist kein Zufall. Seit Marx wissen wir, dass es sich bei der Naturalisierung von gesellschaftlichen Verhältnissen um eine ebenso beliebte wie wirksame Herrschaftstechnik handelt. Oft ist dies den Herrschenden selbst nicht bewusst. Ebenso wie große Teile der Beherrschten haben sie den Glauben an die Naturwüchsigkeit der bestehenden Ordnung derart verinnerlicht, dass deren Infragestellung als vollkommen abwegig oder gar als widernatürlich erscheint. Das Bestehende ist das Normale. Störungen desselben resultieren aus äußeren Einflüssen, die von den Gegnern von Demokratie und Marktwirtschaft - beide werden meist im selben Atemzug genannt - ausgehen. Wenn doch einmal, wie im Fall der ökologischen Krise, ein Marktversagen diagnostiziert wird, dann werden erneut die Marktkräfte und der Preismechanismus mobilisiert, um es zu beheben. Der europäische Emissionshandel, die Bepreisung von nicht menschlicher Natur - der Wert eines Wals - und Kompensationszahlungen für die Zerstörung von Biodiversität sind nur einige unter vielen Beispielen. Die Katastrophen und vielfältigen, sich zuspitzenden Krisen, die wir derzeit erleben, sind im Begriff, die Normalität des Kapitalismus, die für viele Menschen im Globalen Süden nie eine war, zu erschüttern. In ihnen deutet sich an, dass die grün-kapitalistischen Krisenstrategien zu kurz greifen, dass sie nicht die nötige Eingriffstiefe aufweisen. Mehr noch: Es wird deutlich, dass die Problemursachen in den Mechanismen zu suchen sind, die auch den vorherrschenden Krisenstrategien zugrunde liegen: dem Akkumulations- und Wachstumsimperativ und der Kommodifizierung von immer neuen Sphären der menschlichen und nicht menschlichen Natur. Aber aus den Katastrophen und Krisen allein erwachsen keine gesellschaftlichen Kräfte, die in der Lage wären, die Probleme wirklich an ihren Wurzeln zu packen und grundlegende Alternativen mehrheitsfähig zu machen. Dazu bedarf es emanzipatorischer sozialer Bewegungen und radikalen Denkens. Adrienne Buller leistet mit ihrem Buch dazu einen wichtigen Beitrag: Sie spürt der Logik und den zerstörerischen Konsequenzen einer kapitalistischen Bearbeitung der ökologischen Krise nach, legt die Mechanismen frei, mit denen eine grün-kapitalistische Krisenpolitik koloniale Strukturen reproduziert, analysiert die Interessen, die damit verfolgt werden, und öffnet eben dadurch die Augen dafür, dass alles ganz anders sein könnte. Damit es anders wird - das arbeitet Adrienne Buller brillant und in einer schönen und eindringlichen Sprache heraus -, müssten Macht und Reichtum umverteilt werden. Das bedeutet nicht einfach, dass die schamlosen Umverteilungen von unten nach oben und von Süd nach Nord, wie sie die vergangenen Jahrzehnte des Neoliberalismus kennzeichneten, rückgängig gemacht und die Vielen am kapitalistisch erzeugten Reichtum beteiligt werden. Vielmehr wäre diese Form des Reichtums selbst zu überwinden, die ihr zugrunde liegenden gesellschaftlichen Verhältnisse wären umzuwerfen. Letztlich ist dies eine Frage der Demokratie - nicht der von den Neoliberalen propagierten Markt-Demokratie der souveränen Konsument*innen, sondern der demokratischen Mitbestimmung über das Was und Wie der Produktion und des Konsums. Es geht mit anderen Worten um radikale Demokratie, die ihrerseits nichts anderes als Gleichheit im Sinne der gleichen Beteiligung aller an den sie betreffenden Entscheidungen ist. Erst wenn die demokratische Frage beantwortet und damit die sozialökologische Destruktivität des Kapitalismus ebenso konkret wie radikal, das heißt an ihren Wurzeln, angegangen wird, öffnen sich Wege in eine bessere Zukunft - sowohl für Menschen als auch für nicht menschliche Lebewesen. Adrienne Buller hat mit ihrem Buch einen unentbehrlichen Wegweiser geschaffen. Markus Wissen
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